Wunden

Dein Piercing, vom Wunsch zum Plan

Teil 1 – was Du vor dem Stechen beachten solltest

Sie heißen Septum, Tragus & Co, man findet sie auf Lippen, Bauchnabel, Zungen, Ohren und sogar im Intimbereich. Die brave kleine Schwester des Piercings haben sogar schon viele junge Mädchen – die klassischen Ohrringe. Doch was kannst Du tun, wenn der erste, zaghafte Wunsch nach dem Trend-Körperschmuck zum Plan reift? Wie bist Du optimal auf den Stich im Studio vorbereitet?

Die besten Tipps VOR dem Stechen:

Ran an die Nadel? Moment mal!

Auch wenn wir hier wie die Spaßbremsen rüberkommen sollten: Zunächst einmal gibt es beim Thema Piercing einige gesundheitliche Risiken zu bedenken. Denn, darüber musst Du Dir klar sein, jedes Piercing ist eine offene Wunde. In die, wie es bei Wunden so üblich ist, Krankheitserreger in den Körper dringen und eine bakterielle Infektion erzeugen können. Im schlimmsten Fall werden sogar HIV-Viren oder Krankheiten wie Hepatitis übertragen.

Erster wichtiger Schritt vorm „Nadeln“ also: die Wahl des richtigen Studios. Dessen „Hipness“-Faktor alleine sollte dafür kein Argument sein.

So steril wie im OP-Saal!

Regel Nr.1: Schau bitte darauf, dass das Studio, die Räumlichkeiten und dessen Einrichtung, absolut sauber und steril sind. Überlege Dir: ist es so clean und hygienisch, dass Du Dich auf der Behandlungsliege auch operieren lassen würdest? Wenn Du das ein bisschen übertrieben findest: Ein Piercing, oder auch eine Tätowierung, gelten rechtlich gesehen sogar als Operation! Darum brauchst Du, wenn Du jünger als 18 Jahre bist, auch das Einverständnis Deiner Eltern.

Sei kritisch – Deiner Gesundheit zuliebe!

Kommen wir zu den Instrumenten, mit denen Du Dich stechen lässt. Diese müssen, richtig geraten, ebenfalls absolut steril sein. Bitte keine falsche Scham bei detaillierten Nachfragen. Professionelle Piercer*innen sind das „Nachbohren“ in Sachen Hygiene oder auch zum Thema der absolvierten Ausbildung gewöhnt und beantworten dieses ausführlich und geduldig. Sonst suche Dir lieber ein anderes, seriöses Studio, das auf Qualität und Kundenservice achtet! Apropos Ausbildung:  Da beim Piercing oft Körperstellen gestochen werden, die viele Nerven enthalten, muss die/der Piercer*in hier wirklich top ausgebildet sein. Werden bestimmte Nervenbahnen zerstört, kann das zu Taubheit oder sogar Lähmungen führen.

Aufs Material achten

Auch das Material, aus dem die Stecker und Ringe hergestellt sind, kann schädlich sein. Vor allem Billigware enthält oft Nickel oder Kobalt. Diese Stoffe sind giftig und können allergische Reaktionen auslösen. Generell ist anzuraten, auf qualitativ hochwertigen Piercingschmuck zu setzen. Gerade beim frischen Einsetzen wird Titan oder PTFE empfohlen, da sie keine Hautreizungen und Allergien auslösen und eine glatte Oberfläche aufweisen. Auf den weit verbreiteten Chirurgenstahl solltest Du erst umsteigen, wenn Dein Piercing vollständig abgeheilt ist, da das Material Nickel enthält und nicht von jedem so gut vertragen wird.

So viele Körperstellen – so viele Möglichkeiten

Piercings im Gesicht sind am meisten verbreitet, da der Großteil der Frauen (und Männer), die sich piercen lassen, mit der Körperverzierung ja auch für einen Blickfang sorgen wollen. Auf Rang zwei: die Ohren. Da ist zwar nur knapp Platz, trotzdem ist diese Körperstelle sehr beliebt. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich Piercings, die im Verborgenen liegen und genau darum für manche den gewissen Extra-Kick bringen.

Tatsächlich gibt es mehr als 20 verschiedene Arten, wie man seine Vulva als Frau verzieren lassen kann, von den Schamlippen bis zur Klitoris. Männer benachteiligt? Von wegen – auch der Penis bietet zahlreiche Piercing-Varianten. Aber Achtung: Eine mögliche Nebenwirkung beim Genitalpiercing ist, dass an der Einstichstelle Nerven verletzt werden, sodass ein Teil der Empfindungen bei der Berührung verloren gehen. Besonders gemein: Das Piercing kann auch abreißen, wenn es an der Unterwäsche oder der Hose hängen bleibt. Überlege Dir also gut, ob Du ein Intimpiercing wirklich riskieren magst. Zuletzt wären noch die Brustwarzen-Piercings, Bauchnabel-Piercings und Microdermal-Piercings zu nennen, die so unter die Haut gestochen werden, dass nur noch eine Kugel bzw. ein Glitzersteinchen herausschaut.

Ein paar Trend-Highlights:

Das Helix-Piercing zählt zu den absoluten Klassikern unter den Piercings. Gestochen wird es, wie der Name schon sagt, durch die Helix. Das ist die kleine, wulstartige Umrandung des Ohrs. Es wird also ganz oben durch den Knorpel gestochen.

Ein Tragus-Piercing befindet sich am sogenannten Tragus, einem Knorpelteil am Eingang des Gehörkanals. Es ist seit den 90er Jahren Trend.

Beim Labret Piercing handelt es sich schlichtweg um ein Lippen-Piercing. Genauer gesagt um ein Piercing an der Unterlippe.

Ein Septum-Piercing, der klassische „Nasenring“, ist ein Piercing durch das Bindegewebe unterhalb des Nasenscheidewandknorpels. Der Name leitet sich von dem lateinischen Begriff für diese ab: Septum nasi. Es ist eines der ältesten Piercings und weltweit in vielen Kulturen traditionell vertreten.

Ready? Der Countdown bis zum Stich!

Du hast „Ja, ich will“ zum Piercing gesagt, und auch schon einen Termin im Studio vereinbart. Ein wenig Bauchgrummeln oder Aufregung davor sind ganz normal, schließlich weiß man ja nie ganz genau, was auf einen zukommt. Aber Du solltest Dich davon abgesehen wohl und sicher mit der Wahl Deines Studios fühlen. Die/der Piercer*in sollte Deine Fragen ausführlich und fundiert beantwortet haben – denn die umfassende Information von Neulingen zählt ebenso zu seinem Job wie das Stechen selbst. Die folgende To-Do-Checkliste verrät, was Du selbst in dieser Phase für ein optimales Ergebnis tun kannst.

To-Do´s vorm ersten Mal:

    • Achte drauf, gut ausgeschlafen und entspannt zum Termin zu erscheinen.
    • Sich kränklich zum Piercing-Termin zu schleppen ist ein absolutes No-Go! Du riskierst damit nicht nur Deine Gesundheit, sondern auch jene Deines Umfelds.
    • Auch wenn eine Schwangerschaft oder akute Entzündungen vorliegen, sollte man sich in diesem Zeitraum nicht piercen lassen.
    • Vor oder nach dem Stich ein wichtiger Termin, der Dich stresst? Besser nicht. Je entspannter Du bist, umso wohler wirst Du Dich fühlen.
    • Aufgeregt und Null Appetit? Verständlich, aber wenigstens ein paar Happen solltest Du, im Idealfall mindestens eine Stunde vor dem Piercing, dennoch zu Dir nehmen. Das bildet eine gute Basis für einen stabilen Kreislauf und bessere Schmerzresistenz.
    • Ganz wichtig: Mindestens einen Tag vor dem Termin sollte man keinen Alkohol, nicht zu viel oder besser gar keinen Kaffee trinken. Dass Du auch keinesfalls unter Drogen stehen solltest, ist wohl klar.
    • Du nimmst momentan Medikamente? Das ist insbesondere bei denjenigen, welche die Blutgerinnung reduzieren, wie z.B. Aspirin o.ä. wichtig zu wissen. Klär das im Zweifel vorab mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin ab. Das gleiche gilt übrigens auch, wenn Du an Allergien leidest! Auch Dein Piercer sollte darüber Bescheid wissen.
    • Kurz vorm Stich ins „Soli“, damit das Piercing noch geiler rausleuchtet? Schlechte Idee! Aufs Solarium sollte ebenso verzichtet werden wie auf besonders heftige sportliche Aktivitäten im Vorfeld. Der Grund: Tritt zu viel Blut / Lymphflüssigkeit beim Piercen aus der Wunde, kann das den Piercing Vorgang unnötig in die Länge ziehen. Also: No Sports!
    • Das Piercing sollte nicht geplant werden, wenn ein Urlaub in heißen, sonnigen Regionen ansteht, da ein frisches Piercing mehrere Wochen (bis zu Monaten) braucht, um gut abzuheilen.
    • Eigentlich selbstverständlich: Man sollte geduscht und mit sauberer Kleidung zum Piercen erscheinen, da Schmutz, Schweiß und Dreck in der Kleidung und auf der Haut die Keimbildung fördern können.

Alles klar, alles gecheckt? Dann freu Dich auf Dein Piercing-Date! Im Teil 2 unserer Serie erfährst Du, wie Du Deinen trendy Körperschmuck am besten pflegst.