Frauen

Self Care – die Kunst, für sich selbst zu sorgen

Viele Monate lang hat die Corona-Krise einiges von uns abverlangt.

Um so wichtiger ist es, sich jetzt gut um sich selbst zu kümmern. Tipps für mehr Self Care und Selbstliebe im Alltag.

„Selbstfürsorge hat nichts mit Egoismus oder duftenden Schaumbädern zu tun“, schreibt die Leipziger Autorin Svenja Gräfen, „es geht darum, sich mit seinen wahren Bedürfnissen auseinanderzusetzen“. In ihrem Buch „Radikale Selbstfürsorge“ plädiert sie dafür, dass Frauen sich zuerst einmal um sich selbst kümmern, bevor es daran geht, die Welt zu retten. Das, ist Gräfen überzeugt, ist nicht nur Ausdruck von Selbstliebe, sondern auch ein zutiefst feministischer Akt.

Neuland Self Care

Für viele Frauen ist Selbstfürsorge dennoch zunächst gewöhnungsbedürftig. Auch wenn die ständige emotionale Care-Arbeit für andere (Kinder, Freunde, Partner, Kolleg*Innen, etc) vorerst mal erledigt ist, und alle versorgt scheinen – „nichts“ zu tun fällt uns schwer. Also raffen wir uns auf, zum Joggen, ins Fitness-Center, greifen zum Buch, das wir für die Uni lesen müssen, oder scrollen durch Social Media Channels. Einfach so herumliegen, Tagträumen, dem Vogelgezwitscher zuhören? Fehlanzeige! Zu sehr sind wir darauf gepolt, unsere Zeit sinnvoll und nützlich zu verbringen.

Hallo Stress-Karussell

Permanente Belastung setzt unseren Organen zu. Stichwort: Mental Load. Kommen unsere Gedanken niemals zur Ruhe, weil wir uns zu viel aufgehalst haben, leidet darunter auch der Körper. Unsere Abwehrkräfte beginnen dann zu schwächeln, wir fühlen uns unruhig, ängstlich und sind chronisch erschöpft. Unter Stress ändert sich aber auch die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm. Bei Dauerstress werden die „guten“ Bakterien durch „schlechtere“ Stämme ersetzt. Blähungen, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen sind die Folge, häufig gerät mit der Darmflora in Folge auch die Vaginalflora aus der Balance – und zu all dem Stress kommt noch eine Bakterielle Vaginose hinzu. Grund genug, mit Self Care-Strategien rechtzeitig gezielt gegenzusteuern. Wir haben ein paar Tipps für Dich:

1. Ruhe-Inseln einplanen

Zeit für sich selbst kriegt man nicht geschenkt, man muss sie sich nehmen. Das ist egoistisch? Nein, sondern unverzichtbar. Darum: Schaffe Dir regelmäßig (!) kleine Entspannungsinseln im Alltag. Jeden Tag mindestens 1 Stunde, am besten immer zur gleichen Zeit. Und nütze die kostbare Me-Time, um Dich auf Dich selbst zu besinnen, auf die Stimme im Inneren zu hören. Egal, ob bei der Meditation, beim sanften Yoga oder einfach nur beim ganz relaxten Chillen. In dieser Zeit darf Dich niemand ansprechen oder stören. Wetten: nach ein paar Me-Time-Einheiten sprudelst Du wieder vor Energie und tankst neue Kraft.

2. Energieräuber enttarnen

„Der allererste und wichtigste Schritt, um Stress zu vermeiden ist erstmal das Erkennen seiner Ursachen“, sind die Ärztinnen Susanne Esche-Belke und Suzann Kirschner-Brouns überzeugt. Aus ihrem neuen, lesenswerten Ratgeber „Re-Power“ stammt folgender Tipp: Überlege einmal, was oder wer Dich eigentlich am meisten stresst. Es gibt Zeitgenossen, die uns den letzten Nerv rauben, die wir aber dennoch nicht aus unserem Leben werfen. Die Freundin, die Dich als emotionaler Mistkübel benutzt, der Kollege, der fröhlich pfeifend in den Feiertag abzieht, und Dir das halbfertige Projekt rüberschiebt. Überlege: Wo lässt sich der Stress im Alltag ganz praktisch durch ein anderes Zeitmanagement, Neinsagen, Grenzen setzen oder Delegieren reduzieren? Wen könntest Du um Hilfe bitten, wo Support finden? Ehrlich: Da geht mehr, als man glaubt!

3. Pfeif auf Perfektion

Wenn du den Menschen gehörst, die immer alles perfekt erledigen müssen, ständig versuchen, es jedem recht zu machen oder glauben, sie müssten alles im Alleingang schupfen, dann bremse Dich ganz bewusst ein. Dein neues Mantra lautet: „Gut ist gut genug!“. Klar: Die hohen Ansprüche an sich selbst zu reduzieren geht nicht über Nacht. Den inneren Antreiber, der nach Perfektion strebt, zu entmachten ist ein längerer Prozess. Aber es lohnt sich – unperfekt lebt es sich wesentlich entspannter.

4. Journaling-Routine etablieren

Journaling, das gute alte Tagebuch, ist eine wunderbare Möglichkeit Dch selbst besser kennenzulernen. Deine Gedanken und Gefühle regelmäßig schwarz auf weiß festzuhalten hilft zu reflektieren, was Dir wichtig ist, wie Du leben willst, woran Du Freude hast, und wo Deine Stärken liegen. Je besser Du Dich kennenlernst, desto einfacher kannst Du Dir ein Leben erschaffen, das zu Dir passt und Dich wahrhaftig erfüllt.

5. Sei nett zu Dir

Das beginnt damit, wie wir mit uns selbst reden. Ja, denn wir alle führen Selbstgespräche. Sagen uns, was wir noch tun müssen oder kommentieren, was wir gerade machen. Genauso, wie Du auf Deine Gedanken achten und Selbstkritik stoppen solltest, schau auch darauf, wie Du mit Dir (laut oder leise) sprichst. Hoffentlich mitfühlend, motivierend und positiv! Meist sind wir zu uns wesentlich härter als mit anderen. Mental-Trick: rede mit Dir wie mit einer Freundin. Wenn diese mal müde und erschöpft ist, oder eine Krise durchlebt, würdest Du sie dafür kritisieren und noch mehr runterziehen? Oder sie im Gegenteil empowern und ihr Mut machen? Eben! Sei Dir selbst die gute Freundin und gehe liebevoll mit Dir um. Willkommener Nebeneffekt: Das färbt auch auf Dein Umfeld um – und dieses wird Dir im Gegenzug Wertschätzung und Respekt entgegenbringen. Versprochen!

 

Quellen/Bücher:

Radikale Selbstfürsoge. Jetzt! Eine feministische Perspekte, von Svenjy Gräfen (Verlag Paperback)

Re-Power: Gesund, schlank und glücklich mit Hilfe unserer wichtigsten Organe. Mit 28-Tage-Programm, von Susanne Esche-Belke und Suzann Kirschner-Brouns (Verlag Paperback)