Frauen

Frühjahrsputz? Bitte nicht im Intimbereich!

Spürst Du auch schon den Frühling? Wenn Mutter Natur aus dem Winterschlaf erwacht, haben wir meist das Bedürfnis, auch unser Zuhause aufblühen zu lassen. Wir greifen zu Staubwedel, Schwamm und Putzmittel, um in den eigenen vier Wänden so richtig sauber zu machen. Kein Problem. Allerdings: sehr viele Mädchen und Frauen schrubben leider ihren Intimbereich ähnlich intensiv wie Böden, Fenster oder Möbelstücke. Aus dem (falschen!) Eindruck heraus, sie wären da unten „schmutzig“, und müssten sich darum intensiv reinigen. Wer sich nun ertappt fühlt, sollte sich folgende Zeilen ausdrucken, und auf den Badezimmer-Spiegel kleben: Falsche oder zu intensive Pflege kann gerade im sensiblen Intimbereich mehr schaden als nutzen! 

Hipp, aber gesundheitsschädlich

Viele geschäftstüchtige Promis sind auf den Zug mit der Intimpflege aufgesprungen und werben für Vaginaldampfbäder und Scheidenspülungen. So auch Schauspielerin Gwyneth Paltrow, die auf ihrem Luxus-Blog Goop eine V-Kräuterdampfbehandlung anpreist und zuletzt mit ihrer “Vagina-Kerze” das Internet aufgemischt hat. Die Kerze namens “This Smells Like My Vagina“, zu Deutsch: “Das riecht wie meine Vagina”, war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Zu den Trends in Hollywood zählt auch das „Vaginal Steaming“, also ein Vagina-Dampfbad zur Reinigung und Erfrischung der Intimzone. Unsere Empfehlung: Hände weg! Nicht nur, dass eine solche Behandlung gar nicht nötig ist, Stichwort Vagina-Selbstreinigung. Diese kann auch Bakterien und Keime durch die Feuchtigkeit vermehren und somit sogar schädlich sein. 

Von selbst rausgeputzt

Ehrlich – Deine Vagina braucht Dich in Sachen Pflege weniger, als Du glaubst. Sie tut nämlich das, was wir uns von den eigenen vier Wänden nur wünschen würden: Sie reinigt sich (fast) von selbst! 

Putzig, oder? Die gesunde Scheide ist nämlich dicht mit Bakterien besiedelt, in erster Linie handelt es sich dabei um Milchsäurebakterien. Diese natürliche Scheidenflora ist sozusagen der „Meister Proper“ der Vaginalflora: Sie übernimmt nämlich eine bedeutende Funktion in der Abwehr von schädlichen Bakterien und Pilzen. Ein wichtiger Aspekt dieser natürlichen „Putz-Truppe“ ist das saure Milieu in der Scheide, das durch die Milchsäurebakterien aufrechterhalten wird. Das Scheidenmilieu weist im Normalfall einen pH-Wert unter 4,5 auf und ist damit saurer als das Milieu der normalen Haut mit einem pH-Wert von etwa 5,5. Und eben dieses saure Milieu kann durch die Anwendung von Seifen und Duschgels massiv beeinträchtigt werden. Schamlippen, Scheidenvorhof oder gar den Scheideneingang mit solchen Produkten zu schrubben, kann den sensiblen pH-Wert zerstören und Infektionen begünstigen.

Und so wäschst Du Deine Vagina mit Liebe:

  • Am besten eignen sich klares Wasser und die eigene Hand zur Intimhygiene. Auf Waschlappen&Co solltest Du besser verzichten. Möchtest Du nicht? Dann achte bitte zumindest darauf, diese häufig zu wechseln, damit aus dem Waschlappen keine „Keimschleuder“ wird.
  • Wasser pur ist nicht Dein Ding? Frauen, denen Wasser zur Intimwäsche wirklich nicht genügt, sollten ausschließlich spezielle Intim-Waschlotionen verwenden, die auf den sauren pH-Wert Deiner Scheide abgestimmt sind. Diese erhältst Du in Drogeriemärkten oder in der Apotheke Deines Vertrauens.
  • Keinesfalls Duschgels oder Seifen verwenden! Das wäre auf Dauer in etwa so, als würdest Du Deinen Kaschmirpulli mit Putzmittel schrubben – alles klar?
  • Ein echtes No-Go sind Waschlotionen mit Duftstoffen, die – gerade bei Frauen mit empfindlicher Haut – zu Reizungen und sogar Allergien führen können.
  • Feuchttücher, Körperpuder und Intimsprays können das Scheidenmilieu ebenfalls negativ beeinflussen und gehören damit auf die „Don‘t – Liste“.
  • Scheidenspülungen sind der Feind jeder gesunden Vaginalflora. In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die natürliche Flora durch diese Spülungen negativ beeinflusst wird. Das Risiko für vaginale Infektionen steigt, bei Schwangeren nimmt sogar die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt zu! Und, um einen häufigen Mythos aufzuklären: Bereits vorhandene Scheideninfektionen, wie eine Bakterielle Vaginose, können durch diese Spülungen nicht behandelt werden.
  • Das Reinigen der Vulva, also der äußeren Vagina, reicht absolut. Bitte nicht den Scheideneingang oder gar die Vagina („innen“) schrubben – das öffnet Infektionen Tür und Tor.
  • Keime und Bakterien lieben es, wenn es feucht und heiß ist. Das bedeutet: Halte den Intimbereich stets trocken. Dazu gehört auch, nach dem Schwimmen den Badeanzug zu wechseln.
  • Die richtige Unterwäsche kann viel zur Intimhygiene beitragen: Gib Baumwollunterwäsche den Vorzug und verzichte auf Synthetik. Und besser auch auf String-Tangas, die Bakterien so richtig in die Vagina „hinein reiben“ können.
  • Zuletzt noch: Infektionen rühren oft daher, dass am stillen Örtchen „falsch gewischt“ wird. Wie bitte? Ja – unbedingt von vorne nach hinten wischen und keinesfalls vom After in Richtung Scheide. So verhinderst Du eine Verschleppung von Darmkeimen. Dies gilt für die Handhabung von Toilettenpapier ebenso wie für die Reinigung mithilfe eines Duschkopfes.